22.04 - 13.05.06
Deutschland/ Rumänien/ Slowakei/ Tschechien/ Ungarn
Erste Tuchfühlung mit Osteuropa

22.April 2006_ Mittags machen wir uns auf, von Meinersen zum 1. Stopp bei Christoph in Berlin. Der Abschied fällt schwer. Für mind. 2 Jahre zu gehen, oder auch länger, wer weiss dass schon so genau, ist alles andere als einfach. Zum Glück werden wir schnell abgelenkt. Wir sind Gäste bei der Show im „Pomp Duck and Cicumstance" in Berlin. Ein wundervoller Abend mit Akrobatik, Kabarett und einem extrem leckeren Essen erwartet uns. Zu verdanken haben wir das Christoph, der dort als technischer Leiter arbeitet. Er selbst ist mit dem Motorrad unter anderem durch Russland und Amerika gereist www.terra-unlimited.de.  

24.April 2006_Nun geschieht, womit keiner wirklich gerechnet hat. Wir ändern, schon am 3.Tag, kurzfristig die Route. Es geht zurück nach Hannover. Nicht aus Heimweh, sondern weil meine Schwester es tatsächlich geschafft hat, uns einen wundervoll triftigen Grund zu geben, noch einmal die Heimat aufzusuchen. Die Bilder sprechen für sich….

25.April 2006_ Die zweite Verabschiedung fällt kürzer aus, ist aber mindestens genauso schmerzlich. Doch jetzt geht es auf dem direkten Weg nach Tschechien. Wir fahren durch das schöne Riesengebirge und steuern den ersten Campingplatz an. Wir sind die nächsten 2 Tage mit aus-, um- und neu einpacken beschäftigt. Auch Muffin muss sich erst an das neue „Outdoor- Leben" gewöhnen. Den ersten Tag ist er kaum aus dem Auto zu kriegen.

Die Landschaft sehen wir hauptsächlich im vorbei fahren. Die stark grünen Bäume zeigen deutlich, dass wir uns Richtung Süden bewegen. Die Slowakei wird durchfahren, in Ungarn wollen wir uns etwas länger aufhalten. Wir landen wieder auf einem sehr schönen Campingplatz. Bezüglich Sauberkeit können sich andere Plätze in anderen Ländern noch ein Scheibchen abschneiden.

Allerdings wird das „ausländische Flair" etwas beeinträchtigt durch die vielen Rentner, die einen freundlich begrüßen, aber auch gern die Grenzen des eigenen Platzes verteidigen, wie die Raubtiere ihr Revier…wir sind halt noch in stark deutsch-infiltrierten Urlaubsregionen. Dazu gehört, dass uns an jeder Ecke die uns bekannten Farben von Lidl, Penny, Plus und Co. anlächeln. Ein Stück Heimat….

Und Piroschka? Das Klischee von rassigen Vollbluthengsten, feurigen Csiskos in malerischen Trachten, den verführerischen Piroschkas und der sentimentalen Zigeunermusik ist zu einer bedeutenden Einnahmequelle geworden. Allerdings nur noch in „romantischen Pusztaprogrammen" zu festgelegten Uhrzeiten.

Die Fahrt selbst durch die einzelnen Länder ist wunderschön. Überall liegt ein Hauch von Erneuerung, Entwicklung und Aufbruchsstimmung in der Luft. Die Landschaft und vor allem die Freundlichkeit der Menschen sind in jedem Fall einen Besuch wert.

02.Mai 2006_Wir erreichen Rumänien. Bei der Grenzüberquerung ist uns etwas unwohl in der Magengegend. Die Zollbeamtin fordert mit ernster Stimme, das Fahrzeug hinten zu öffnen. Gesagt, getan. Doch bei dem Anblick, der sich ihr bot samt Hund, konnte auch sie sich ein lachen nicht verkneifen. „Oh, you are on holiday! No problem! Good bye!".

So sind wir schon einige Tage früher als geplant an unserem Treffpunkt für die EnduRoMania angekommen. Bei der EnduRoMania werden Enduristen und 4x4-Fahrern „Waypoints" (auch für´s gps) in ganz Rumänien angeboten. Jeder Teilnehmer bekommt eine Liste mit diversen „Waypoints", welche einem Sehenswürdigkeiten, gute Unterkunft und Verpflegung, sichere Unterstellmöglichkeiten für die Motorräder und sonstige Highlights in ganz Rumänien zeigen. Das schöne daran, man kann sich die Stationen frei zusammenstellen, so das viele individuelle Einzeltouren entstehen. Zudem kann man sich bei Problemen jederzeit an das Basislager wenden, bzw. nach einer Tagestour dorthin zurückkehren.

Weiterhin ist ein zusätzliches Ziel der EnduRoMania, die Entwicklung des bisher unterentwickelten Tourismus in Rumänien zu fördern. Die Landschaft an sich ist ein Traum. Völlig unberührt. Ein Eldorado für alle Naturfreaks und Geländefahrer, ob mit Moped oder Auto. Hier darf man noch so richtig durchs Gelände „crossen"! Unseren motorisierten Freunden können wir nur ans Herz legen, diese Gelegenheit wahrzunehmen, solang Rumänien noch das ist, was es ist: ein touristisches Neuland.

Wir selbst wussten bei unserer Ankunft eigentlich nicht, was uns erwarten würde. Unsere anfänglichen Bedenken lösten sich jedoch sofort in Wohlgefallen auf. Wir wurden direkt bei einer Familie untergebracht und vom „Chef" wie auch von der Familie so herzlich empfangen, dass wir uns sofort wohl und gut aufgehoben fühlten.

Mit weiteren Geländewagenfahrern schlossen wir uns zusammen, um am nächsten Tag unsere erste Tagestour zu starten. Wir sind ca. 10 Km weit gekommen, dann ist leider unser Krümmerflexrohr abgefallen (weil es durchgerostet war…). Das, zu den Straßenverhältnissen in Rumänien.

Zuerst waren wir entsetzt, doch dann stellte sich mal wieder heraus, wie gut es war, dass es uns jetzt und dort passierte! Ein Haus weiter gab einen Mechaniker, der täglich die defekten Enduros repariert und uns binnen 36 Stunden das neue Rohr besorgte, es auf den BJ anpasste und direkt einbaute. Unser Staunen nahm kein Ende.

Der Aufenthalt bei der Familie war super. Der Sohn sprach etwas Englisch und wir wurden mit allem versorgt, was das Herz begehrt. Sehr gutes Essen wird sowieso immer und reichlich aufgetischt. Ein „Nein, danke!" ist unbekannt. Da man uns in einem Einbettzimmer unterbrachte (weil wir zu früh waren) fragte man uns, ob wir noch ein zweites Bett brauchen. Gern, wenn es keine Umstände macht…. „No problem!!!" Tagsüber wurde aus Holz ein neues Bett gebaut. Diesmal war unser Staunen noch größer.

Jetzt haben wir sogar den Start unserer Route durch Rumänien verschoben, da man uns eingeladen hat, an einer Kindstaufe teilzunehmen. Und da hier nicht nur die Familie kommt, sondern bis zu 400 Personen, lassen wir uns das nicht entgehen. Es gibt auch hier- wie immer und überall und zu jeder Tageszeit, selbstgebrannten, leckeren Pflaumenschnaps.

08.Mai 2006_Ein neuer Abschied und wir starten zu unserer Tour durch Rümänien. Sie führt uns zuerst durch das schöne Donaudelta im Süd- Westen. Wir stellen fest, dass ein wahnsinniger Bauboom herrscht. Überall entstehen Pensionen und Häuser. Es ist unglaublich. Auch neue Strassen entstehen. Zum Glück, denn die alten würden die Touristen nicht locken. Hier Auto zu fahren ist wirklich ein Erlebnis. Mittlerweile wissen wir, dass die Veränderung des Fahrbahnbelages (fast) immer auch Schlaglöcher oder Absätze bedeutet, die einem manchmal den Atem nehmen. Man fängt an, ein unglaubliches Gespür für jede Unebenheit zu entwickeln- denn es könnte die letzte für einen sein…

Jörgen muss noch mehr als geplant ständig alle Schrauben und Verbindungen am Landcruiser kontrollieren, da sich durch die heftigen Vibrationen alles losrüttelt. Gestern ist uns während der Fahrt fast die Kardanwelle verloren gegangen.

Ein kleines Highlight ist die Übernachtung im Kloster Santa Ana in Orsova. Als Reisender kann man dort übernachten und wird auch bewirtet. Der kleine Bau liegt malerisch am Hang oberhalb der kleinen Stadt. Wir können im Auto auf dem Parkplatz übernachten und sind froh, über einen sicheren Stellplatz. Abends werden wir zum Essen eingeladen. Das Essen ist einfach, aber grandios. Die Nonnen stellen von der Butter bis zum Essig alles selbst aus eigenem Anbau her. Das schmeckt man!

Einige Kilometer weiter besuchen wir den grössten Staudamm Europas - ein Gemeinschaftsprojekt zwischen Rumänien und Jugoslawien aus den Anfängen der 70´er Jahre . Gewaltige Wassermassen der Donau werden hier durchgeschleust.

Was die Verständigung auf der Reise betrifft, klappt es zur Not mit „Händen und Füssen". Ein „Point it" Buch hat uns schon gute Dienste geleistet. Und nur zu oft kommt es vor, dass sich Fremde freundlich ins Gespräch einmischen und anbieten, auf Englisch zu übersetzen.

10. Mai 2006_ Besuch in der 2000 Jahre alten Stadt Baile Herculane. Die Stadt war ein Kurort, bekannt durch seine vielen Thermalbäder. Es ist unglaublich, was für eine alte Bausubstanz dort erhalten ist. Leider sind diese grandiosen Gebäude teilweise in katastrophalem Zustand. Dennoch kann man den Charme und Reichtum der damaligen Zeit noch spüren.

12. Mai 2006_ 20:00h.Den von uns gesuchten Campingplatz im Führer gibt es nicht mehr. So ein Pech! Oder vielleicht doch nicht! Wir rufen kurzfristig die Familie an, die bei uns auf der Liste als „Waypoint" angegeben ist. Ja, wir können gern kommen! Nun haben wir einen super Stellplatz im Garten mit neuer Dusche, Internet und sogar einer kleinen Küche. Hier werden wir ein paar Tage bleiben und uns die schöne Stadt Herrmannstadt (Sibiu) anschauen, die 2007 europäische Kulturhauptstadt sein wird.

Am Sonntag wollen wir mit dem Landcruiser eine Tour in die Kaparten machen und an einem Stausee übernachten. Hoffentlich erfrieren wir nicht, denn leider ist es nachts doch noch empfindlich kalt.

Das war es erst einmal von uns - unser nächster Bericht kommt dann hoffentlich aus der Ukraine.