![]() | 12.-21.05.06 Rumänien | Romania_ Von Sued bis Nord |
12.Mai 2006_ Wir sind in Sibiu (Hermannstadt) gelandet. Wie im 2. Bericht erwähnt, hatten wir Glück und sind bei Radu untergekommen. Radu leitet die Firma Inter Pares, die mit www.roaktiv.de/ in Deutschland zusammen arbeitet. Die Paarung dieser beiden Firmen ergibt anscheinend eine gute Mischung aus Organisation und strenger Planung auf deutscher Seite, so wie guter Improvisation und hoher Flexibilität auf rumänischer Seite.
Den ersten sonnigen Tag nutzen wir, um mal wieder Ordnung in unsere Einraumwohnung zu bringen, Fotos zu bearbeiten, Bericht zu schreiben etc.
13. Mai 2006_Am nächsten Tag besichtigen wir Sibiu, eine 170.000 Einwohner- Stadt. Sibiu, die Stadt Rumäniens verfügt noch über die meisten alten Stadtviertel. Das Erste, was allerdings auffällt, als wir nach Sibiu hereinfuhren, war der „moderne" Vorort. Hier reihen sich alle bekannten internationalen Autohersteller an einer Schnur auf und das erste Mal in Rumänien begegnen wir dem uns so vertrauten „Prima Leben Und Sparen" (PLUS-Supermarkt). Wir halten sofort an und beim Einkauf fühlt man sich ein bisschen wie zu Haus. Es scheint, als gehöre Südtranssilvanien zu den reicheren Landesbezirken Rumäniens.
Auch die Innenstadt empfängt uns mit modernem Charme. Es wimmelt von jungen Leuten, die Stadt ist sehr lebendig. Als wir dann auf den Hauptplatz gelangen, verschlägt es uns die Sprache. Frisch restaurierte alte Gebäude erzählen von der Großartigkeit dieser Stadt. Nicht umsonst wird Sibiu 2007 europäische Kulturhauptstadt. Überall wird gebaut, renoviert, restauriert und alles „hübsch" gemacht. Kein Platz, keine Ecke wo nicht irgendetwas gestrichen oder bearbeitet wird. Es ist unübersehbar, dass vom nächsten Jahr viel erwartet wird.
Da das Wetter sich leider verschlechtert, bleiben wir noch bei Radu. Wir haben den Luxus einer kleinen Küche. Zwar im Keller, aber mit warmem Wasser und einem Gasherd! Zudem dürfen wir uneingeschränkt den Internetzugang benutzen. Für uns das Größte! Ein Aufenthalt mit intensivem Mailkontakt nach Hause und zum „Schwätzchen" halten.
Das Wetter bleibt schlecht und wir entscheiden, auf die Bergtour zu einem Bergsee zu verzichten und unsere Reise Richtung Norden fortzusetzen.
15. Mai 2006_ Wir fahren über Biertan und machen einen Abstecher zu der dortigen Wehrkirche. Sie ist eher schlicht gebaut, aber im Innenraum erwarten uns einige spektakuläre Details. Schnell zieht es uns weiter und wir beschließen, direkt nach Lapusna zu fahren. Dort wollen wir ein Jagdschloss besuchen, welches einer der waypoints der EnDuRomania ist. Die Straßen sind gut und wir hoffen, es in 2 Stunden zu schaffen. Wir haben uns zu früh gefreut...
20 Km vor dem Ziel wird die Strasse wirklich abenteuerlich. Sie besteht zu 90% aus Schlaglöchern, bzw. ist eigentlich gar keine Strasse mehr da. Mit ca. 20 Km/h arbeiten wir uns vorwärts bis auf 815 m Höhe nach Lapusna. An unserem Ziel angekommen, finden wir das „kleine" Jagdschloss, gebaut 1925- 1926 vom damaligen König Ferdinand. Es ist bereits 20:00 Uhr und wir stellen erschrocken fest, dass das Tor geschlossen ist. Mit viel Glück finden wir eine zuständige Person, die uns einlässt. Sogleich werden wir vom „Hausverwalter" auf einen Schnapps eingeladen... Ja, hier kann man es aushalten. Wir dürfen sogar umsonst auf dem Gelände stehen.
Das Anwesen wurde später auch von Nicolae Ceausescu genutzt und mit Parteifreunden und ausländischen Gästen (laut dem Hausmeister war auch ein deutscher Bundeskanzler mal zu Gast) auf Bären-, Hirsch- und Wildschweinjagd zu gehen. Viele alte Trophäen schmücken noch das original erhaltene Innere des Haupthauses. Die Räume sind beeindruckend und das Gelände ist wunderschön. Die Fotos sprechen für sich. Der nächste Tag bringt sogar Sonne und wir genießen unseren einmaligen Standplatz.
17. Mai 2006_Leider kündigt sich am darauf folgenden Tag Regen an. Wir wollen die andere Seite des Berges runterfahren, in den nächsten Ort. Die Strasse ist als weiße Linie (Forstweg) auf unserer Karte eingezeichnet, doch man bestätigt uns, dass wir sie mit unserem Landcruiser ohne Probleme befahren können. Wir sollten nur vor dem Regen los. Unbekümmert fahren wir. Es regnet noch nicht. Zum Glück, denn bei Regen wäre die Strecke nicht befahrbar. Aber wir kommen gut über den Pass.
Erst, als wir wieder im Tal sind, den nächsten Ort schon sehen können, wird die Strecke immer schwieriger. Die Spurrinnen werden bis zu einem Meter tief und sind kaum passierbar. Wir kommen trotz der Umstände relativ weit. Aber irgendwann scheint es aussichtslos und wir wollen über eine Wiese „abkürzen". Das war soweit kein Problem. Die Wiese war gut befahrbar. Was wir allerdings nicht gesehen haben, war ein Bereich, der eher einem Moor glich als einer Wiese. Dort sind wir dann auch zielstrebig und nichts ahnend rein gefahren. Keine 10 Meter und wir saßen fest. Also erstmal mit den üblich gelernten „Tricks" aus dem „Off- Road- Training" angefangen. Nichts ging. Danach Luft aus den Reifen lassen, Sandbleche unter die Räder. Keinen Zentimeter bewegte sich das Auto aus den Matschlöchern. Es war reine Schmierseife. Nach einigen Versuchen und eine Stunde später entschlossen wir uns, zum Ort zu gehen und Hilfe in Form eines Treckers zu holen.
Und wieder erfuhren wir, wie freundlich und hilfsbereit die Rumänen sind. Wir sind keine 100 Meter gegangen, da kam uns ein alter Bauer mit seinem Pferdekarren entgegen. Er hatte unsere Misere schon von weitem gesehen. Die Verständigung war schwer, aber er zeigte uns an, einzusteigen und fuhr mit uns zum Auto. Schnell war die Kutsche vor den BJ gespannt. Mit lauten Worten trieb er seine Pferde an, und sie zogen mit aller Kraft. Der BJ stand wie festgewachsen. Das Gleiche noch mal in die andere Richtung, der BJ bewegte sich ca. 30 cm. Doch plötzlich wichen die Pferde zur Seite aus was zur Folge hatte, dass der ganze Pferdekarren kippte und auf dem „Rücken" landete... Wir befürchteten das Schlimmste. Der Bauer nahm es gelassen. Mit drei Handgriffen war der Karren umgedreht und wieder zusammen gebaut. Nun hatte sich das Auto aber soweit bewegt, dass wir vorn Sandbleche unterlegen konnten. Und tatsächlich, ohne irgendwelche Anstalten spannte der Kutscher die Pferde ein weiteres Mal vor den Landcruiser. Nochmals 2 PS in voller Aktion, Vollgas mit allen 4 Rädern und das Auto war raus. Die Erleichterung war gross.
Abends erreichten wir Durau am Lacul Izvorul Muntelui, einem der vielen Stauseen Rumäniens. Wohin nun? Wir hatten keinen Anlaufpunkt, wollten uns „irgendwo" hinstellen. In einer Tankstelle fragte ich nach einem Campingplatz. Und zum zweiten Mal durften wir heute die Freundlichkeit der Rumänen in Anspruch nehmen. Ein deutschsprachiger netter Rumäne begleitete uns zum nächsten Camping. Der Tag war gerettet.
18. Mai 2006_ Das Wetter bleibt schlecht und wir beschließen, Rumänien schnell hinter uns zu lassen und in die Ukraine zu fahren, dem schönen Wetter entgegen. Wir fahren über Suceava um dort noch einen Tag in Stadtnähe zu verbringen. Wir kommen bis zur kleinen Ortschaft Mitocu Dragomirnei, die 10 Kilometer nördlich von Suceava liegt. Hier erwartet uns ein kleiner Campingplatz und eine große Klosteranlage, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Und schönes Wetter. Das verleitet uns, doch noch ein, zwei Tage länger zu bleiben.
Um ein wenig die Architektur hier zu beschreiben, haben wir auf dem Weg Fotos von einigen Häusern gemacht. Sie zeigen einen kleinen Ausschnitt aus dem wirklich bunt gemischten Baustil hier zu Lande. Es wird gemixt, was das Zeug hält. Die Fenster können gar nicht genug Ecken haben und die Farbgebung ist einmalig. Altes, kunstvolles wird freudig mit diversen neuen Bauelementen verknüpft. Ein sehr eigener Geschmack aber einfach herrlich anzuschauen.
20. Mai 2006_ Wir genießen die Ruhe unseres Standplatzes, chillen in der Sonne, machen Spaziergänge mit Muffin und versuchen, sein Gehorsam weiter zu verbessern. Jörgen war sogar mit Muffin Joggen. Nachts werden wir vom Froschgequarke um den Schlaf gebracht, denn wir stehen direkt an einem Teich, in dem Karpfen gezüchtet werden. Rund um das Kloster Dragomirna liegt eine wunderschöne Landschaft, die von einem kleinen Fluß durchzogen wird, der viele kleine Feuchtgebiete entstehen lässt. Deshalb gibt es hier unzählige Vögel, u. a. auch viele Störche. Am Sonntag besichtigen wir das wirklich beeindruckende Kloster, dessen Bau 1602 begonnen wurde. Die mächtigen Befestigungsmauern wurden erst im Jahre 1627 hinzugefügt, da es immer häufiger zu Überfällen von türkischen und tatarischen Armeen gekommen war. In der Klosterkirche selber befinden sich zahlreiche Fresken - die Wände im Altarraum sind komplett bemalt. Leider ist das Fotografieren hier verboten. Aber das beeindruckende Äußere der Klosteranlage ist für uns frei zugänglich, so dass wir einige schöne Aufnahmen machen konnten.
Am Sonntagabend füllen sich die Grillplätze an unserem See, viele Rumänen bauen ihre gewaltigen Grills auf und beginnen unentwegt riesige Fleischmengen zu braten. Dazu werden beachtliche Mengen Wodka, Weinbrand und Bier getrunken, so dass bald nicht mehr die Frösche, sondern eher unsere laut singenden neuen Nachbarn zu hören sind. Wir werden natürlich auch eingeladen und lernen einen in ganz Rumänien bekannten (so behauptet es die Feiergemeinde zumindest) folkloristischen Sänger kennen: George Finis!
Seine Musik geht wirklich ins Blut und wir bekommen noch 2 CD´s von ihm geschenkt!
Dann packen auch wir unsere Sachen. Die Zeit in Rumänien war wirklich toll - ein wunderschönes Land mit sehr liebenswerten, unkomplizierten und hilfsbereiten Leuten. Wir haben uns immer und überall wohl gefühlt und hatten zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, es könnte uns „irgendtwas" passieren. Rumänien als Urlaubsland zum Herumreisen können wir wirklich jedem empfehlen. Man sollte nur ein stabiles Auto und einen großen Werkzeugkoffer haben...